Presse
Private Banking für Normalverdiener
Die Finabro-Gründer Oliver Lintner (li.) und Søren Obling digitalisieren Private Banking.
Gewinn, Printausgabe, März 2018
Text: Stefan Tesch
Auf dem Sparbuch gibt’s kaum Zinsen, Aktien sowie Fonds sind für viele zu kompliziert und für Private Banking gilt man unter einer halben Million als zu „arm“. Das Dilemma ist alt, die Lösung des Fintechs Finabro neu. Ab einer Einlage von 25 Euro pro Monat kann man dort in Aktien und Co. investieren. Zuerst online registrieren, monatliche Sparrate sowie Anlage- und Zielbetrag festlegen. Dann zeigt das Tool die Prognose zur Vermögensentwicklung. Dreh- und Angelpunkt ist dabei die persönliche Risikoklasse.Je höher, desto größer der Aktienanteil im Portfolio und je niedriger, desto mehr Anleihen sind dabei.
Nach gut einem halben Jahr auf dem Markt ziehen die beiden Gründer Oliver Lintner und Søren Obling ihr erstes Fazit: „Bei mittlerer Risikoeinstufung sind vier Prozent Rendite möglich, bei hoher sind es sogar bis zu acht Prozent.“
Dass dahinter kein Heer an Vermögensberatern im Nadelstreif steht, liegt auf der Hand. Herz des Fintechs ist jener Algorithmus, der das Geld der Anleger auf ETFs (passive Fonds, die einen Index nachbilden) verteilt. Finabro bedient sich dabei mehrerer Anleihen- und Aktien-ETFs aus dem Hause Blackrock. Das lässt niedrige Gebühren zu. Das Fintech verlangt von seinen Kunden pro Jahr ein Prozent Depotgebühr (unter 10.000 Euro nur 0,8 Prozent), hinzu kommen rund 0,2 Prozent an Fondsgebühren.
Eröffnet man ein Depot, liegt es derzeit noch bei der Partnerbank (Grawe). Doch Finabro bemüht sich gerade um eine Konzession als Vermögensverwalter, was rund 200.000 Euro kostet.
Alternativ können Kunden über eine Lebensversicherung veranlagen. Dies ist der Grund, warum bei diesem Start-up die Uniqa mit 400.000 Euro eingestiegen ist. ,,Der Investor will neue Kanäle für den Verkauf von Lebensversicherungen probieren“, erklären die Gründer, denen die neue Finanzmarktrichtlinie MiFID II in die Hände spielt. Banken werden künftig kleine Kunden nicht mehr kostendeckend bedienen können, so ihre Vermutung.